Interview zum Thema Buccal Fat Removal
Der Trend des sogenannten Buccal Fat Removals wird in unserer wissenschaftlichen Arbeitsgruppe, die sich mit den Grundlagen der Gesichtsanatomie und der Behandlung von Alterserscheinungen beschäftigt, intensiv und kontrovers diskutiert. Wir haben uns im vergangenen Jahr eingehend mit diesem Thema auseinandergesetzt. Der anhaltende Hype um die Entfernung des Buccal-Fettpolsters beobachten wir mit einer gewissen Besorgnis. Die Popularität dieses Eingriffs ist durch die sozialen Medien stark angestiegen, und viele Patientinnen zeigen Interesse, obwohl es für die meisten von ihnen keine geeignete Behandlungsoption darstellt. Häufig kommt es vor, dass zu viel oder ungleichmäßig Fett entfernt wird, was langfristig zu einem vorzeitig gealterten Aussehen führen kann, da in späteren Jahren im behandelten Bereich oft natürlicherweise Fett fehlt.
Frage 1: Was kann man unter „Buccal Fat Removal“ verstehen und woher kommt der Trend?
Prof. Schenck: Dieser Eingriff beinhaltet das Entfernen eines kleinen Fettpolsters aus dem Inneren der Wangen durch einen Einschnitt im Mundraum. Dieser Eingriff zielt darauf ab, die Wangen schmaler erscheinen zu lassen und die angrenzenden Gesichtskonturen wie die Jochbeine und die Kieferlinie hervorzuheben. Die Technik ist nicht neu, doch die Popularität stieg mit dem zunehmenden Schönheitstrend nach markanten Jawlines. Einflüsse von Berühmtheiten wie Bella Hadid, die bekannt für ihre schlanken Wangen und ausgeprägten Jochbeine ist, haben diesen Trend zusätzlich befeuert. Der Trend hat auch an Bedeutung gewonnen, weil immer mehr Gesichter durch unerfahrene Ärzte übermäßig mit Fillern behandelt wurden. Soft Tissue Filler, allen voran Hyaluronsäure, sind zwar ein wichtiger Bestandteil moderner Schönheitsbehandlungen, allerdings fügen sie nur Volumen hinzu. Das Buccal Fat Removal bietet dementsprechend eine alternative Möglichkeit, den oftmals gewünschten „Super Model Look“ zu realisieren.
Frage 2: Sind die Resultate von einem Buccal Fat Removal dauerhaft?
Prof. Schenck: Ja, die Ergebnisse sind permanent, was sowohl ein Vor- als auch ein Nachteil sein kann. Wird zu viel Fett entfernt, können Spätfolgen wie ein unnatürlich eingefallenes Aussehen im Alter auftreten. In diesem Falle wäre eine Rekonstruktion recht aufwendig. Das Buccal Fat Pad unterscheidet sich in seiner Beschaffenheit und Funktion wesentlich von normalem Fettgewebe. Es ist das einzige Fettgewebe im Gesicht, das über die Lebensjahre hinweg langsam und stetig an Volumen verliert. Dieses Fettgewebe ist verantwortlich für das pralle Aussehen von Babywangen und das eingefallene Erscheinungsbild der Wangen im hohen Alter. Interessanterweise kann es nach Schwangerschaften zu einem schnelleren Volumenverlust kommen. Junge Patienten, die sich für eine Entfernung des Buccal Fat Pads entscheiden, haben oft noch überschüssiges Fett in diesem Bereich. Wird jedoch zu viel davon entfernt, könnte dies später zu einem Mangel führen. Insbesondere bei Personen unter 30 Jahren könnte eine zu umfangreiche Entfernung dazu führen, dass die Wangen mit der Zeit zu schmal wirken und dies als vorzeitige Alterung wahrgenommen wird. Der Ausdruck „ausgemergelt“ wird von Patienten häufig verwendet, um diesen Zustand zu beschreiben. Daher ist es wichtig, dass der Eingriff sorgfältig geplant wird, um ein harmonisches Langzeitergebnis zu gewährleisten.
Frage 3: Wie wird die Behandlung durchgeführt?
Prof. Schenck: Der Eingriff erfolgt üblicherweise unter Lokalanästhesie, optional auch im Dämmerschlaf. Über einen kleinen Schnitt im Mund wird das Fettgewebe entnommen und die Wunde anschließend mit selbstauflösenden Fäden verschlossen. Die Behandlung dauert in der Regel weniger als eine Stunde und die Patienten können am selben Tag nach Hause gehen.
Frage 4: Wie stehen Sie persönlich und andere Fachleute zu diesem Trend?
Prof. Schenck: Mein Team und ich sehen den Trend mit gemischten Gefühlen. Obwohl die Technik ihre Berechtigung hat, beobachten wir eine Überanwendung und oft unangemessene Anwendung bei jungen Patientinnen, die durch Social Media beeinflusst wurden. Viele Patientinnen und Patienten, die durch soziale Medien wie Instagram oder TikTok auf das Buccal Fat Removal aufmerksam geworden sind, benötigen diesen Eingriff nicht wirklich. Oftmals wäre eine andere Behandlung bei Problemen wie hängenden Wangenpartien (Jowls) oder aufgrund ihres jungen Alters angebrachter. Ein verbreitetes Problem ist die übermäßige Entfernung von Fett, die unmittelbar nach der Operation zu sichtbaren Dellen führt oder später, durch den natürlichen Abbau des Buccal Fat Pads, zu stark eingefallenen Wangen. Solche Fälle benötigen oft korrigierende Nachbehandlungen, wie den Einsatz von Hyaluronsäurefillern oder Eigenfetttransplantationen.
Zusammengefasst wird dieser Eingriff zu oft und bei den falschen Patientinnen durchgeführt, wodurch insbesondere bei Jüngeren langfristig schlechte Ergebnisse drohen. Es ist wichtig, dass solche Eingriffe nur nach gründlicher Beratung und aus medizinisch ästhetischen Gründen durchgeführt werden.
Frage 5: Führen Sie diese Behandlung selbst durch?
Prof. Schenck: Ich führe den Eingriff nur selten durch, da viele der Interessenten ihn nicht wirklich benötigen. Die Entscheidung gegen eine unnötige Operation liegt oft im besten Interesse der Patienten. Mein Ziel ist es, realistische Erwartungen zu setzen und nur dort chirurgisch einzugreifen, wo es auch sinnvoll ist.
Frage 6: Für wen ist diese Behandlung am besten geeignet?
Prof. Schenck: Am besten eignet sich der Eingriff für Personen über 30 Jahre, die trotz des natürlichen Alterungsprozesses noch zu viel Fett in den mittleren Wangenbereichen aufweisen. Diese Patientengruppe profitiert am meisten von einer dezenteren und natürlicheren Verschlankung der Wangen.
Frage 7: Welche Risiken sind mit Buccal Fat Removal verbunden?
Prof. Schenck: Die Risiken sind im Allgemeinen gering, umfassen aber mögliche Blutergüsse und die Nähe zu wichtigen Speicheldrüsengängen, die während der Operation geschont werden müssen. Langfristige Komplikationen können auftreten, wenn die Entfernung nicht korrekt durchgeführt wird, daher ist die Wahl eines erfahrenen Chirurgen entscheidend.
Frage 8: Was kostet der Eingriff?
Prof. Schenck: Die Kosten variieren, liegen aber üblicherweise zwischen 2500 und 3000 Euro, abhängig von der Erfahrung des Arztes und der Anwendung von Dämmerschlaf. Diese Investition sollte gut überlegt sein, da sie auch langfristige ästhetische Auswirkungen hat. In einer Zeit, in der viele Menschen nach Alternativen zu Füllstoffen
suchen, die das Gesichtsvolumen erhöhen, bietet Buccal Fat Removal eine wertvolle und oft passendere Option, um eine feinere Gesichtsstruktur zu erzielen.
Frage 9: Wie sieht es mit Erholungszeit und Nachsorge aus?
Prof. Schenck: Die Erholungszeit ist kurz, meist 2-3 Tage. Nach dem Eingriff werden Schmerzmittel und antiseptische Mundspülungen empfohlen. In seltenen Fällen, bei denen Hämatome auftreten, kann die Downtime nach der Operation auch mal circa eine Woche betragen. Eine sorgfältige Nachsorge ist essentiell, um Infektionen zu vermeiden und das bestmögliche Ergebnis zu sichern.
Frage 10: Gibt es Alternativen zu Buccal Fat Removal?
Prof. Schenck: Direkte Alternativen gibt es kaum, da die Fett-weg-Spritze für diese Gesichtsregion ungeeignet ist. Stattdessen kann man benachbarte Bereiche mit Hyaluronsäure behandeln. Diese Methode bietet eine weniger invasive Option, um ähnliche ästhetische Effekte zu erzielen. Doch während Filler das Gesichtsvolumen nur erhöhen, ermöglicht die Buccal-Fettentfernung die gezielte Reduktion von Volumen, was für bestimmte Gesichtsformen und ästhetische Ziele besser geeignet sein kann.
Frage 11: Wie findet man einen guten ästhetisch-plastischen Chirurgen?
Prof. Schenck: Es ist wichtig, einen spezialisierten Facharzt mit Erfahrung in Gesichtschirurgie zu wählen. Empfehlungen und das persönliche Gespräch sind dabei entscheidend. Ein professionelles Erscheinungsbild des Praxispersonals und die Möglichkeit, eine Zweitmeinung einzuholen, sind ebenfalls wichtige Faktoren. Es ist ratsam, Bewertungen und vorher-nachher Bilder zu betrachten, um die Qualität der Arbeit des Chirurgen zu beurteilen.